Oft heißt es, Petrolate und Silikone seien für die Haut schädlich. Stimmt das wirklich? Was sagt die Wissenschaft dazu? Wir möchten Klarheit schaffen.
Sicherheit von kosmetischen Inhaltsstoffen
Die EU-Kosmetikverordnung legt fest, dass jedes kosmetische Mittel, das auf den Markt gebracht wird, für die Gesundheit der Verbraucher sicher sein muss, ebenso wie alle seine Inhaltsstoffe. Das bedeutet, dass die Inhaltsstoffe strengen Tests und Analysen unterzogen werden müssen, bevor sie für den Verkauf zugelassen werden. Zudem müssen diese Tests im obligatorischen Sicherheitsdatenblatt jedes einzelnen Inhaltsstoffs vermerkt sein. Der Zulassungsprozess ist also streng reglementiert und wird überwacht.
Petrolate: Definition und Sicherheit
Petrolate sind Stoffe, die aus der Erdölraffination stammen. Zu diesen Erdölderivaten gehören flüssiges Paraffin (INCI Paraffinum liquidum), Vaseline, mikrokristalline Wachse und Ozokerit, also Stoffe, die in vielen kosmetischen Mitteln enthalten sind.
Klar, der Begriff Erdölderivat klingt an sich beunruhigend. Man muss aber wissen, dass nur auf einen hohen Reinheitsgrad raffinierte Petrolate in kosmetischen Mitteln erlaubt sind und diese keine krebserregenden Verunreinigungen enthalten, die in anderen industriellen Anwendungen vorhanden sind. Hier ein Beispiel: Paraffin, das in kosmetischen Mitteln verwendet wird, erfüllt den pharmazeutischen Reinheitsgrad sowie die Sicherheitsvorschriften und wird auch für orale Arzneimittel verwendet (z. B. Ölgemische gegen Verstopfung).
Wozu dienen Petrolate in kosmetischen Mitteln?
Petrolate sind nicht nur sichere, sondern auch äußerst funktionelle Inhaltsstoffe.
Chemisch gesehen sind sie Gemische aus Kohlenwasserstoffen mit wasserabweisenden Eigenschaften, die eine Schutzbarriere auf der Haut bilden und dadurch die Haut vor Feuchtigkeitsverlust und äußeren Einflüssen schützen. Demzufolge sind Petrolate besonders bei geschädigter Haut sinnvoll.
Aussagen wie „Petrolate blockieren die Sauerstoffzufuhr“ und „lassen die Haut nicht atmen“ verdrehen die eigentliche Funktion der Haut, nämlich ihre Barrierefunktion: Sie ist also durchlässig, aber sie atmet nicht! Ursache für dieses Missverständnis ist das okklusive, fettige Gefühl auf der Haut, das Kohlenwasserstoffe in hohen Konzentrationen hervorrufen können. Aus diesem Grund wird Paraffin in kosmetischen Mitteln in niedrigen Konzentrationen und in Kombination mit „leichteren“ Ölen verwendet, um den Feuchtigkeitsgehalt der Haut nicht zu beeinträchtigen.
Silikone: Varianten und Debatten
Silikone sind eine große Gruppe synthetischer Stoffe, die auf Silizium beruhen und in vielen Bereichen, einschließlich der Kosmetik, eingesetzt werden. Je nach ihrer Form werden Silikone in Öle, Emulgatoren und texturgebende Gummis unterteilt, die jeweils spezifische Eigenschaften besitzen.
- Das Silikonöl Dimethicone, zum Beispiel, hat eine angenehme, seidige und samtige Konsistenz, kann aber aufgrund seiner chemischen Eigenschaften die Verdunstung der Hautfeuchtigkeit nicht verhindern und ist wenig rückfettend.
Entgegen der allgemeinen Meinung sind viele Silikone nicht okklusiv oder komedogen und tragen zu einem „ölfreien“ Hautgefühl bei.
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Flüchtige Silikonöle oder Cyclosiloxane werden häufig in Make-up-Produkten verwendet, weil sie die Verteilung der Pigmente verbessern, zum Gloss-Effekt von Lippenstiften beitragen und das Auftragen der Lippenstifte erleichtern.
Flüchtige Silikone fühlen sich sehr angenehm an, aber wenn sie auf der empfindlichen Haut verwendet werden, können sie – insbesondere in der zarten Augen- und Lippenpartie – die Hauttrockenheit verstärken, da sie einen Teil des Wassers an sich binden und dann verdunsten.
- Komplexere Silikone, wie Silikon-Gummis oder Silikon-Kreuzpolymere sind gute Filmbildner und zugleich atmungsaktiv. Das heißt, sie bilden Filme, die sich nur schwer abwaschen lassen, und eignen sich sehr gut für die Anwendung auf Narben und Keloiden, um die Heilung und Regeneration der Haut zu beschleunigen.
Petrolate und Silikone: für die Haut sichere kosmetische Inhaltsstoffe
Petrolate und Silikone sind also sicher für die Haut. Mit Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit sucht die Kosmetikforschung jedoch nach natürlichen Alternativen mit einer ebenso hohen Performance.